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Archive for Oktober 2013

Veranstaltung: Junge Autoren in Europa

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31. Oktober 2013 von

In der nächsten Woche findet - ganz ohne großes Tamtam - eine Veranstaltung in Greifswald statt, die für jeden Literaturliebhaber spannend sein sollte. Die Hans-Werner-Richter-Stiftung veranstaltet Lesungen unter dem Titel Junge Literatur in Europa 2013. Die Teilnehmer kommen aus Österreich, Deutschland, Rumänien, Tschechien, Litauen, Estland und Finnland.

Alle Autoren werden jeweils eine halbe Stunde aus ihren Werken lesen, danach gibt es moderierte Gesprächsrunden mit Literaturwissenschaftlern, Verlegern und anderen Fachleuten. Zuhörer sind dazu herzlich eingeladen.


Einigen von Euch ist sicher zumindest der Name Clemens Meyer ein Begriff. Der hat in diesem Jahr seinen neuen Roman Im Stein veröffentlicht, der es auch bis auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises geschafft hat. Aus diesem neuen Werk wird der Schriftsteller in einer Sonderlesung am kommenden Freitag im Koeppenhaus lesen.

Alle Informationen und Termine findet ihr im Programm.


Abgerechnet: Ein kurzer Monatsrückblick

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30. Oktober 2013 von

In Mecklenburg-Vorpommern ist morgen Feiertag, den ich in der Bahn und in Berliner Wartezimmern zubringen werde, weshalb ich mir einige Tage Internetfreiheit gönne. Vorher gibt es aber noch einen kurzen Monatsrückblick auf den Oktober, denn da ist einiges, worüber ich nicht schreibe, weil es mir entweder schwer fällt oder aber vielleicht auch niemanden wirklich interessiert. Jetzt hier gibt es das dennoch in kurzer Zusammenfassung

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Gelesen: Stefan Zweig - Brief einer Unbekannten

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28. Oktober 2013 von

Seit Neuestem nehme ich an einem kleinen privaten Lesekreis teil, in welchem wir Novellen durch alle Jahrhunderte lesen. Dass sie nicht chronologisch geordnet sind, zeigt schon die erste Novelle, die zur Wiener Moderne gehört. Aber Chronologie muss gar nicht sein, denn die Unterschiede und Gemeinsamkeiten lassen sich so auch gut herausarbeiten. Alle 2 Wochen kommt eine neue Novelle hinzu und ich werde hoffentlich regelmäßig darüber berichten, was den Lesern aufgefallen ist.


Diese Woche also war es Stefan Zweigs Novelle Brief einer Unbekannten von 1922. Das Entstehungsdatum dieser Novelle in Briefform ist unbekannt. Der Schriftsteller R. erhält einen Brief von einer Frau, an die er sich nicht erinnern kann, die ihm aber eröffnet, dass sie ihn ihr ganzes Leben geliebt hat und seinen Sohn großzieht. Erst jetzt, als das Kind tot ist und auch sie sterben wird, wendet sie sich an ihn. R. versucht, sich an diese Frau zu erinnern, aber es will ihm nur schemenhaft "wie im Traum" gelingen will.

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Die Zettelwirtschaft: Ein Nebenprojekt

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21. Oktober 2013 von

Weil dieser Blog ein Literaturblog bleiben soll, und ich aber einen Ort zu brauchen scheine, an dem ich alle anderen Anekdoten, Begebenheiten und Ärgernisse festhalten kann, gibt es jetzt die Zettelwirtschaft. Eine Spielwiese für's eigene Ego.


Gelesen: Ismail Kadare - Der zerrissene April

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20. Oktober 2013 von

via wikipedia
Aus Albanien kommt dieser Schriftsteller, dessen Roman Der zerrissene April eine Gesellschaft zeigt, die wir uns als deutsche Leser nur schwer als Teil des modernen Europas denken können. Dass die Blutrache auch in Europa noch im 20. Jahrhundert existiert hat, dringt nicht einfach in unserer Bewusstsein. Gerade deswegen lohnt es sich, diesen Roman zu lesen, der durch seine klare Sprache und seine wenig romantischen Darstellungen besticht. 


Darum geht es

Gjorg Berisha tötet auf der Straße vor seinem Dorf einen Menschen und erfüllt so seine Aufgabe: Er rächt das Blut seines Bruders. Die Blutfehde zwischen den Familien ist lang und hat schon viele Leben gekostet. Jetzt bleiben Gjorg noch 30 Tage, in denen er sich frei bewegen kann, bevor auch er ein Opfer der Rache werden kann.
Gleichzeitig reist der Schriftsteller Berisan Vorpsi mit seiner Frau Diana durch das albanische Hochland, auf der Suche nach den Traditionen der Hochländer. Schon bald erkennt er, dass nicht alles so romantisch ist, wie er sich das vorgestellt hatte und auch seine Ehe steht plötzlich auf dem Spiel.

Das meine ich

Der Kanun, das albanische Gewohnheitsrecht, bildet die Grundlage für die Blutrache in Albanien. Während der Sowjetzeit war sie verboten und der Einfluss des Staates groß genug, um diese Regelung auch durchzusetzen. Aber mit dem Beginn der 1990er Jahre und dem Ende der Sowjetunion tauchte sie wieder auf und wird auch heute noch gepflegt. Wie ein Wirtschaftssystem funktionieren die Regeln des Kanun: Ein Blut sind zwei Verletzungen, ein Leben kann durch ein anderes gerächt werden. Es gibt strenge Regeln, wann und wo getötet werden darf. Man kann darüber streiten, ob dieses System zu mehr oder zu weniger Rachetaten führt. Letztlich aber bleiben die Toten auf beiden Seiten, die gegeneinander aufgerechnet werden in einer blutigen Bilanz.
Ismail Kadares Der zerrissene April beginnt mit einem Mord und endet auch mit einem. Dazwischen erzählt er die Geschichte von Gjorg, der die Blutsteuer entrichten muss und dessen freies Leben endet, sobald das Ehrenwort ausläuft. Und die Geschichte des Ehepaars Vorpsi aus Tirana, die ihre Hochzeitsreise durch das albanische Hochland führt. Die fremde Welt der Hochländer und die Konfrontation mit den Traditionen der Menschen hinterlassen ihre Spuren vor allem bei Besians Ehefrau Diana. Und auch Gjorgs Leben wird verändert in dem Moment, in dem er der Kutsche mit den beiden begegnet und auf Diana trifft. Aber jedes Hoffen, dass man als Leser verspüren könnte, jedes Wünschen, dass sich das Leben von Gjorg noch "zum Guten" wenden würde, ist vergeblich. Was für uns vielleicht als archaische und zuweilen auch unsinnige Tradition erscheint, ist im Hochland Albaniens in Der zerrissene April für die Einwohner Wirklichkeit und ein System, dass nicht in Frage gestellt wird. Und so bleibt man als Leser am Ende grübelnd zurück, kehrt verändert aus dieser Erzählung zurück - so wie der Schriftsteller Vorpsi verändert von seiner Reise in das Hochland zurückkehrt.

Alles in Allem

Kadares Sprache ist fantastisch - karg und schroff wie das Hochland, das er beschreibt. In jedem Kapitel findet sich Hoffen neben Verzweiflung, alles überdeckt von einem Ahnen des sicheren Todes am Ende der Reise. Ein gutes Buch.

Bechdel-Test

Diana ist die einzige weibliche Figur mit Namen und auch die einzige weibliche Hauptstimme des Romans. In einer Welt, die nach den uralten Regeln eines auf Männer gerichteten Gesetzes funktioniert, haben Frauen nicht viel zu sagen. [0/3].

Ismail Kadare
Der zerrissene April
Fischer-Verlag, 239 Seiten.


Bald ist November: NaNoWriMo

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19. Oktober 2013 von

Ich gebe es offen zu: Ich bin ein Versager. Ich habe mein Ziel nie erreicht und diesem Jahr bin ich noch feiger, und fange gar nicht erst an. Aus mir wird nie eine erfolgreiche Schriftstellerin und unter uns - ich kann damit sehr gut leben.

Aber es gibt viele Bücherblogger, die früher oder später gern auch auf die andere Seite wechseln wollen und hoffentlich mehr Erfolg haben werden als ich. Weil der innere Zensor leider häufig sehr laut zetert, ist es vielleicht ein guter Anfang, wenn man sich dem Kollektiv auf NaNoWriMo anschließt und ihn zum Kaffee trinken schickt. 

NaNoWriMo steht für den National Novel Writing Month. Die Regeln sind einfach: Vom 1. bis 30. November hat jeder Teilnehmende Zeit, einen Roman zu schreiben. Es geht nicht darum, in 30 Tagen ein druckreifes Ergebnis abzuliefern, sondern die Wortanzahl zu erfüllen. Abstruster Plot? Unglaubwürdige Figuren? Logiklöcher groß wie Ozeane? Egal! Erst schreiben, dann denken. Das Konzept von NaNoWriMo ist clever, weil es Schreibblockaden löst. 

Aber ich - ich bleibe lieber auf der lesenden Seite in diesem Jahr, denn meine Abschlussarbeit war Monster genug, um mich für eine Weile fertig zu machen. 

Macht ihr mit? Worüber würdet ihr schreiben?


Unbekannte Bücher: Herzensgeschichten einer baltischen Edelfrau

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16. Oktober 2013 von

via wikipedia
Elisa von der Recke (1754 - 1833) dürfte heute nur noch wenigen Menschen in Deutschland bekannt sein. Zu ihrer Lebzeit aber war sie an den Höfen Europas ein bekannter Name, war sie doch die Schwester der Herzogin Dorothea in Kurland und eine interessante Persönlichkeit ihrer Zeit. 
Nach einer unglücklichen Ehe mit Herrn von der Recke blieb sie für den Rest ihres Lebens unverheiratet, obwohl es an Angeboten nicht gemangelt haben soll. Ihr Buch Herzensgeschichten einer baltischen Edelfrau wurden erst posthum 1921 veröffentlicht.

Darüber, dass Kurland Ende des 18. Jahrhunderts nicht unbedingt ein spannendes Ländchen war, gibt es keinen Zweifel. Und auch Elisa von der Recke schreibt vor allem gern darüber, wenn Gäste kommen. Diese aber sind zahlreich, denn die einzige Straße, auf der man eine Reise ins ferne St. Petersburg aushält, führt durch Kurland. Und so kommen einige Bekanntheiten hier vorbei, z.B. Giacomo Casanova, mit nur 3 Reichsthalern in der Tasche - aber mit endlosem Charme. Aber auch die lokalen Familien lernt man kennen, denn Elisas Großmutter ist wichtiger Teil der adligen Gesellschaft.

Herzensgeschichten einer baltischen Edelfrau gibt tiefe Einblicke in eine Kindheit und Jugend im 18. Jahrhundert, mit allen uns heute fragwürdig erscheinenden Erziehungsmaßnahmen. Dass diese Erinnerungen von einer Frau komme, ist besonders reizvoll, denn das ist eine Seltenheit. Die Jugenderinnerungen anderer großer Frauen dieser Zeit kennen wir häufig nur aus der Sicht der Brüder, Väter oder Ehemänner. Hier aber spricht diese Frau selbst und zeigt uns, dass die Herzensangelegenheiten damals wie heute vertrackt sein können. Und sie tut es mit einer Prise Humor und so leicht und beschwingt, dass man schneller am Ende des Buches angekommen ist, als es einem lieb ist.

Elisa von der Recke
Herzensangelegenheiten einer baltischen Edelfrau
Frei verfügbar im Projekt Gutenberg
über zvab.com


Gelesen: Carambole

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8. Oktober 2013 von

via Dörlemann Verlag
Jens Steiner ist Schweizer, hat einiges studiert und auch schon einen Roman geschrieben - aber mit Carambole gelingt ihm etwas Neues. Der Roman war dieses Jahr auf der Longlist des Deutschen Buchpreises zu finden - und das zu Recht. In 12 Kapiteln wird uns eine Dorfgemeinschaft vor Augen geführt und die komplexe und durchdachte Art des Erzählens führt zu häufigem Blättern, zu verwirrtem Überlegen und vielen Aha-Momenten bei der Lektüre.

Darum geht es

Ein Dorf in dem alles und nichts passiert ist der Schauplatz für 12 Kapitel aus den Perspektiven von 12 Figuren. Die Handlung? Nicht im Vordergrund. Hier geht es um Menschen und um ihre verzweifelte Starre, aus der sie sich so manches Mal nicht befreien können. Nichts passiert, alles passiert.

Das meine ich

Carambole verbindet Gegensätzliches: Eine Vielzahl von Figuren, ein Querschnitt durch die Gesellschaft in Form einer Dorfgemeinschaft trifft auf psychologische Betrachtung. Jedes Kapitel hat einen anderen Erzähler und es unsere Aufgabe als Leser aus dem Gelesenen ein sinnvolles Ganzes zu konstruieren. Genau genommen gibt es in Carambole nicht sehr viel Handlung, denn der Raum des Romans steckt voller Gedanken, voller Überlegungen und voller Verzweiflung dieser Figuren, deren Stimmen wir vernehmen. Da ist der Unbekannte, der die Eltern zweier verfeindeter Brüder in einem Autounfall getötet hat und im Verborgenen bleibt. Da sind drei Jungen, deren Leben bei genauer Betrachtung so facettenreich und unterschiedlich ist, wie man es gar nicht vermutet hätte ob der großen Trägheit, die noch im ersten Kapitel herrscht. Am meisten beeindruckt aber vielleicht der "klandestine Altherrenklub", die "Troika" aus drei Männern, die sich hinter italienischen Namen und Philosophie verschanzen und im Denken zusammengefunden haben.

Allen Figuren gemeinsam ist auch, dass es in ihrem Leben Ereignisse gegeben hat, die zu großer Verzweiflung, zu Resignation, Wut und Trauer geführt haben, aus denen sie sich nicht befreien können - oder wollen. Die Resignation vor dem Leben ist spürbar, sie spiegelt sich in der Zersplitterung des Romanaufbaus und in den kleinen Details der Szenengestaltung. Aber obwohl sie so zentral erscheint, ist sie natürlich nicht das einzig auffindbare Gefühl. Jede der Figuren in Carambole hat ihre Eigenarten, ihre Marotten, die sie auszeichnen und von den anderen unterscheidet. Manchmal eröffnen sich so Einsichten in das Innenleben, die man aus den Handlungen nicht erwartet hätte. Figuren, die bis dahin verwirrt, aggressiv oder desorientiert erschienen stellen sich als Philosophen, Pessimisten, Optimisten, Naturwissenschaftler heraus. Und wir Leser sind wieder erstaunt, blättern zurück, lesen noch einmal und überlegen, ob wir dieser Figur schon einmal begegnet sind. Mit jedem Kapitel fügt sich wieder etwas zusammen und nach dem 12. Kapitel "Aus" sehen wir dieses Schweizer Dorf in vielen bunten Facetten, die sich zu einem stimmigen Gesamtbild verbinden.

Alles in Allem

Dieses Buch hat es sehr verdient auf die Longlist geschafft. Lesen!

Jens Steiner
Carambole
Dörlemann, 2013
224 Seiten


Montagsfrage 10: Wirklich alte Bücher

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7. Oktober 2013 von



Auf die Schnelle nur die Montagsfrage von paperthin kurz beantwortet: Wann ist das älteste Buch erschienen, das du freiwillig gelesen hast?

Ich erinnere mich daran, mal die Odyssee von Homer (7. Jahrhundert v. Chr.) gelesen zu haben, aber vielleicht nicht die vollständige. Deswegen lautet meine Antwort De vita Caesarum von Sueton um 120 n. Chr. Dieses Buch kann ich auch nur empfehlen - sehr unterhaltsam und kurzweilig.


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