RSS Feed

Archive for Januar 2014

Cormac McCarthy und ich werden leider kein Paar

0

28. Januar 2014 von

via bookcoverarchive.com
Wer McCarthy kennt, weiß, dass hier keine leichte Kost geboten wird und man als Leser an so einige persönliche Grenzen stoßen kann. No Country for Old Men ist das wohl hierzulande bekannteste Buch dieses amerikanischen Autors, nicht zuletzt durch die viel ausgezeichnete Verfilmung mit Tommy Lee Jones und Javier Bardiem. War Chirgurh schon im Film ein wirklich beunruhigender Charakter, so ist er es im Buch noch tausendfach mehr. 

Aber mal von vorn. McCarthy wird häufig nachgesagt, seine Prosa lese sich, als ob er Drehbücher statt Romane schreiben würde und schon nach wenigen Seiten kann ich da nur zustimmen. Anführungszeichen gibt es nicht, die Handlung erschließt sich Satz für Satz in gnadenloser Pointiertheit. Und genau darin liegt mein Problem mit seinem Text. Ich komme manchmal nicht hinterher, bin zu sehr abgelenkt von kleinen Satzfetzen, in denen so viel passiert - vor allem, in denen soviel Gewalttätiges passiert. Immer wieder verliere ich dabei also den Faden und kann nicht mehr verfolgen, wer da nun spricht und wer nicht. McCarthys Figuren sind in meinem Kopf nicht greifbar genug, um diesen Sprung zur wirklich freudvollen Lektüre zu machen. Bis auf die Hauptfigur Llewelyn und seinen Gegenspieler Chirgurh bleiben sie für mich kaum zu unterscheiden.

Nach Kapitel 12 und viel Frustration war für mich dann Schluss. Auf anderen Blogs dagegen wird gelobt und gefeiert. Ich kann nur am Rand stehen, wie derjenige, der im Sportunterricht nicht ins Team gewählt wurde. Ich hab's nicht gepackt und fühle mich angesichts der allseitigen Lobhudelei ein bisschen wie ein Versager.
Cormac McCarthy hat seinen Platz im Bücherregal bekommen, im Fach mit all den Büchern, deren Ende ich leider nie erlebt habe. Er ist dort in guter Gesellschaft. Vielleicht probieren wir es noch einmal miteinander. In 10 Jahren oder so....

PS: Jetzt musste ich doch glatt mal die Konjuntivformen von lesen nachschlagen und bin etwas verunsichert.....


Es gibt neue Montagsfragen...

0

23. Januar 2014 von

...an anderer Stelle, aber trotzdem nicht uninteressant.

Wenn ihr immer wieder nur das gleiche Buch verschenken dürftet, welches wäre es?

Sehr schwierig.

Brigitte Reimann - Franziska Linkerhand
Virginia Woolf - Orlando
Bertolt Brecht - Leben des Galilei

Eines von diesen. Wenn man mich zu einer Entscheidung zwingen würde.


Gestern Nacht

0

22. Januar 2014 von

...habe ich heimlich Christian Krachts Faserland unter der Bettdecke gelesen - und war Cormac McCarthy untreu. No Country for Old Men fand ich als Film schon nicht übermäßig spannend. Der Roman liest sich wie ein Drehbuch und kommt ganz ohne Anführungsstriche, längere Sätze oder detaillierte Beschreibungen aus. Ich fürchte, es wird keine Liebe.

Außerdem hat mir jemand heute eine Berthold Brecht Gesamtausgabe geschenkt. Und tumblr hat mich mit diesem Haiku begrüßt:

http://julius-spaete.de/post/72090171952/haiku-66-texte-aus-nur-einem-leben-jeden

Kann man anklicken. Und besuchen. Meinen tumblr übrigens auch.


On the Road Illustrated

0

5. Januar 2014 von

http://drawger.com/paulrogers/index.php?article_id=14432
Der amerikanische Illustrator Paul Rogers hat es sich zur Aufgabe gemacht, Jack Kerouacs "On the Road" zu illustrieren und für jede Seite des Buches ein Bild zu erstellen. Die gesamte Serie kann man auf seinem Blog bestaunen.



Florian Illies - 1913

0

2. Januar 2014 von

via Fischer
2013 ist jetzt vorbei und 2014 bringt neue Gedenktage, Rückblicke und Vorausschau mit sich. Vor 100 Jahren begann 1914 der Erste Weltkrieg mit der Ermordung des habsburgischen Thronfolgers. Über diesen Krieg ist viel geschrieben worden, der grobe Ablauf sollte jedem eigentlich bekannt sein. 

Umso interessanter ist also 1913, dass uns als Lesern einen Einblick erlaubt in dieses Jahr vor der großen Katastrophe. Dabei kommt Illies' Buch dermaßen beschwingt und leicht daher, dass es zur optimalen Lektüre für zwischendurch geeignet ist und man kaum das Gefühl hat, man würde ein geschichtsträchtiges Werk lesen. Wir lesen von den großen Männern ihrer Zeit, von denen manche "es mit der Angst bekommen, wenn die Weiber sich ausziehen" (Musil, Kafka), andere wiederum mitnehmen, was sich bietet (Munch, Schiele, Rilke) und wieder andere in rasender Eifersucht ihre größten Werke schaffen (Kokoschka). Wir lernen, wie man keinen Heiratsantrag formulieren sollte und dass Hitler und Stalin sich vielleicht sogar einmal begegnet sein könnten.

In diesem Kaleidoskop von Ereignissen zeigt sich die Gefühlslage dieser Zeit zwischen dem festen Glauben, die Golbalisierung verhindere weitere Kriege und dem Zerfall der größten Monarchie Europas am Vorabend des Krieges. Vieles ereignet sich in Wien, dass 1913 fast schon wichtiger ist als Paris. Selbst Thomas Mann fährt nur nach Berlin, wenn er muss. Dabei ist die Alltäglichkeit das wichtigste Moment und auch die Stärke des Buches. Dinge, die im Moment ihres Geschehens belanglos erscheinen für die, die an ihnen beteiligt sind, werden im Laufe der Geschichte zu Schlüsselmomenten. 

1913 von Florian Illies zeigt uns, dass auch hundert Jahre zuvor die Welt nicht so unkompliziert war, wie wir uns das vielleicht manchmal gern vorstellen wollen. Vieles, was der Autor zusammengetragen hat, könnte auch ein Spiegel für 2013 sein, denn die Probleme der Einzelnen haben sich nicht allzusehr verändert. Ein gelungenes Buch für kurzweilige Lektüre.


Powered by Blogger.