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Florian Illies - 1913

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2. Januar 2014 von

via Fischer
2013 ist jetzt vorbei und 2014 bringt neue Gedenktage, Rückblicke und Vorausschau mit sich. Vor 100 Jahren begann 1914 der Erste Weltkrieg mit der Ermordung des habsburgischen Thronfolgers. Über diesen Krieg ist viel geschrieben worden, der grobe Ablauf sollte jedem eigentlich bekannt sein. 

Umso interessanter ist also 1913, dass uns als Lesern einen Einblick erlaubt in dieses Jahr vor der großen Katastrophe. Dabei kommt Illies' Buch dermaßen beschwingt und leicht daher, dass es zur optimalen Lektüre für zwischendurch geeignet ist und man kaum das Gefühl hat, man würde ein geschichtsträchtiges Werk lesen. Wir lesen von den großen Männern ihrer Zeit, von denen manche "es mit der Angst bekommen, wenn die Weiber sich ausziehen" (Musil, Kafka), andere wiederum mitnehmen, was sich bietet (Munch, Schiele, Rilke) und wieder andere in rasender Eifersucht ihre größten Werke schaffen (Kokoschka). Wir lernen, wie man keinen Heiratsantrag formulieren sollte und dass Hitler und Stalin sich vielleicht sogar einmal begegnet sein könnten.

In diesem Kaleidoskop von Ereignissen zeigt sich die Gefühlslage dieser Zeit zwischen dem festen Glauben, die Golbalisierung verhindere weitere Kriege und dem Zerfall der größten Monarchie Europas am Vorabend des Krieges. Vieles ereignet sich in Wien, dass 1913 fast schon wichtiger ist als Paris. Selbst Thomas Mann fährt nur nach Berlin, wenn er muss. Dabei ist die Alltäglichkeit das wichtigste Moment und auch die Stärke des Buches. Dinge, die im Moment ihres Geschehens belanglos erscheinen für die, die an ihnen beteiligt sind, werden im Laufe der Geschichte zu Schlüsselmomenten. 

1913 von Florian Illies zeigt uns, dass auch hundert Jahre zuvor die Welt nicht so unkompliziert war, wie wir uns das vielleicht manchmal gern vorstellen wollen. Vieles, was der Autor zusammengetragen hat, könnte auch ein Spiegel für 2013 sein, denn die Probleme der Einzelnen haben sich nicht allzusehr verändert. Ein gelungenes Buch für kurzweilige Lektüre.


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