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Gelernt: Bechdel-Test

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10. Juli 2013 von

Darüber, wie Frauen in Werken fiktionaler Natur dargestellt werden, haben schon viele Menschen - Männer wie Frauen - nachgedacht. Dass weibliche Figuren lange Zeit fast ausschließlich über ihre Beziehungen zu männlichen Figuren definiert wurden, verwundert angesichts der sozialen Verhältnisse vergangener Epochen nicht. Dass sich aber an dieser Darstellungsweise grundlegend noch nicht sehr viel geändert hat, überrascht. Allerdings hat nicht jeder Mensch die Lust oder Zeit, sich erst Gedanken darüber zu machen, ob die Darstellung der weiblichen Figuren ansprechend gestaltet sind, Hier bietet sich der Bechdel-Test an, der ein erster Indikator für die Figurendarstellung sein kann.

Dieser Test entstand 1985 in Alison Bechdels Comic Dykes to Watch out for. In seiner einfachsten Variante gibt er drei Parameter vor:
  1. Es existieren 2 [namentlich bekannte] weibliche Figuren,
  2. die miteinander ein Gespräch führen,
  3. in dem es nicht um Männer geht.
Eigentlich eine ganz einfache Sache, möchte man meinen, und vielleicht im Jahr 2013 auch eine Selbstverständlichkeit? Auf der Webseite bechdeltest.com werden schon seit einigen Jahren Filme nach diesen Parametern bewertet und aufgelistet. Wirft man einen Blick auf die Bewertungen der aktuellen Box Office Liste (laut imdb.com) sieht es so aus:
Despicable Me 2 (3/3), Lone Ranger (1/3), Heat (3/3), Monsters University (1/3), World War Z (3/3 although dubious), White House Down (2/3), Man of Steel (3/3 although dubious), Kevin Hart: Let me explain (no rating), This is the End (1/3), Now you see me (1/3)
Aus 10 Filmen schaffen es 4 alle 3 Anforderungen zu erfüllen, wobei 2 Filmen dabei bescheinigt wird, dass die Bewertung nicht ganz eindeutig ist; in World War Z sind es die Töchter die ein paar Zeilen sprechen, bei Man of Steel sind es nur sehr wenige Einzeiler. 5 Filme erreichen nicht 3 Punkte, einer wurde noch nicht bewertet. 
Natürlich ist der Bechdel-Test kein Mittel um zu zeigen, wie feministisch ein Film ist. Auch kann er nicht sagen, wie sich die Beziehungen zwischen den Figuren im Einzelnen gestalten. "Twilight" wird zum Beispiel ein Ergebnis von 3/3 bescheinigt und trotzdem sollte jeder Frau klar sein, dass diese Art von Beziehung auf grundlegend falschen Verhaltensmustern basiert. Aber der Test kann doch zumindest darauf hinweisen, dass Frauenrollen häufig noch immer Traditionen verhaftet sind, die der Lebensrealität von 2013 nicht entsprechen (sollten).

Ob und inwieweit sich der Test auf Literatur übertragen lässt, bleibt offen. Ich werde ihn in Zukunft auf meine Rezensionen von Romanen und Novellen anwenden und sehen, welche Ergebnisse dabei entstehen. 


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