Archive for Juni 2013
Gelesen: Eduard von Keyserling - Wellen
027. Juni 2013 von Unknown
"Und immer wieder das Meer...", so war mein ebenso immer wiederkehrender Gedanke zu diesem hübschen kleinen Sommerroman von Eduard von Keyserling. Ich habe mal in Estland einen deutschen Touristen sagen hören, dass die Ostsee doch überall gleich wäre. Zu gern würde ich diesem Menschen "Wellen" in die Hand geben und hoffen, dass er seinen Irrtum erkennt. Hier rauscht es, tobt, plätschert, glitzert, kräuselt sich, die Wellen torkeln betrunken, schäumen, springen, dass es eine wahre Freude ist weiterzulesen.
Es fiel sie hier plötzlich ein unerträglich starkes Verlangen nach dem Meer im Mittagssonnenschein [...] an, wie es ja zuweilen geschieht, dass sie Sehnsucht nach einer vergangenen glücklichen Stunde uns so stark anpackt, dass es schmerzt, und sie musste davon sprechen: "Der Baron Hamm sagt", begann sie, "dass Meer sei heute grün, durchsichtig und süß wie russische Marmelade."
Darum geht es
In einem warmen Sommer finden sich die Urlaubsgäste am Ostseestrand ein: Im Gasthaus "Bullenkrug" hoch oben auf der Düne die gesellschaftlich anerkannten - unter ihnen die Generalin von Palikow mit ihre Tochter Frau von Buttlär, den 2 Töchtern und Sohn, Ehemann und Verlobtem der Tochter Lolo. Unten am Strand jedoch wohnt bei den Fischerhäusern die Gräfin Doralice, die ihren Ehemann für den Maler Hans Grill verlassen hat und von der Gesellschaft gemieden wird. Zwischen dem Meer und den Dünen entspinnt sich eine Liebesgeschichte, die so ganz anders endet, als erwartet.
Das meine ich
Eduard von Keyserling wurde 1855 in Kurland geboren und das Baltikum findet sich in seinen Erzählungen, Novellen und Romanen in jeder Zeile wieder. Die Sprache des Autors ist so zart und so poetisch, dass selbst Mondscheinquadrillen nicht mehr kitschig erscheinen.
Eduard von Keyserling wurde 1855 in Kurland geboren und das Baltikum findet sich in seinen Erzählungen, Novellen und Romanen in jeder Zeile wieder. Die Sprache des Autors ist so zart und so poetisch, dass selbst Mondscheinquadrillen nicht mehr kitschig erscheinen.
"Wellen" steckt voller Oppositionen: Meer und Dünen, oben und unten, gesellschaftlich anerkannt und verstoßen und vor allem Doralice hinter dem Fenster und die anderen, die zu ihr hineinsehen. Es ist, als lese man ein Kammerspiel, in dem das Meer ein eigenständiger Protagonist ist, reflektiert es doch immer wieder auch die emotionale Lage. Nichts lenkt ab von der Handlung - die Umgebung fügt sich nahtlos ein und sie ist wie das ganze Baltikum: karg, grün, blau, sandig und vor allem ereignislos.
Alles in allem
"Wellen" ist ein Kleinod des Impressionismus, ein Roman, den man am besten an einem sonnigen Plätzchen in der Düne an einem trägen Nachmittag liest. Wer keine Düne hat, der liest ihn woanders und fühlt sich beim Lesen dennoch ans Meer versetzt. Mich jedenfalls hat nicht nur die Sehnsucht nach dem Meer, sondern auch nach Kurland mit seiner weiten Einsamkeit gepackt.
Eduard von Keyserling: Wellen
erstmals erschienen 1911
dtv 2010, 173 Seiten
Alles in allem
"Wellen" ist ein Kleinod des Impressionismus, ein Roman, den man am besten an einem sonnigen Plätzchen in der Düne an einem trägen Nachmittag liest. Wer keine Düne hat, der liest ihn woanders und fühlt sich beim Lesen dennoch ans Meer versetzt. Mich jedenfalls hat nicht nur die Sehnsucht nach dem Meer, sondern auch nach Kurland mit seiner weiten Einsamkeit gepackt.
Eduard von Keyserling: Wellen
erstmals erschienen 1911
dtv 2010, 173 Seiten
Kategorie Belletristik, Rezension
Gelesen: "The Name of the Wind"
020. Juni 2013 von Unknown
via amazon |
Nachdem Herr Aussicht schon seit mindestens 2 Jahren immer wieder sagte, dass ich "The Name of the Wind" doch endlich lesen könne, habe ich mich jetzt endlich dazu entschieden. Dafür wurde sogar der E-Book-Reader wieder herausgekramt, der für einige Monate ein staubiges Eckendasein fristen musste. Hier also mein Bericht zum "Buch-das-du-endlich-lesen-solltest".
"The Name of the Wind" ist der erste Roman von Autor Patrick Rothfuss und Teil der so genannten "King Killer Chronicles", einer Trilogie. Das Buch erschien 2007 und die Reihe wurde inzwischen mit "The Wise Man's Fear" fortgesetzt. Die ursprüngliche Ausgabe hatte ein Cover, über das man eigentlich nur lachen kann. Man kann es noch bei Wikipedia betrachten. Ich habe die englische Ausgabe schon letztes Jahr für einen E-Reader gekauft und seitdem nie wieder reingeschaut. Herr Aussicht besitzt natürlich eine sehr schöne Ausgabe, die er immer wieder fleißig liest.
I have stolen princesses back from sleeping barrow kings. I burned down the town of Trebon. I have spent the night with Felurian and left with both my sanity and my life. I was expelled from the University at a younger age than most people are allowed in. I tread paths by moonlight that others fear to speak of during day. I have talked to Gods, loved women, and written songs that make the minstrels weep. My name is Kvothe. You may have heard of me.
Schon der erste Satz des Buches verspricht also viel. Kothes Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt - Gegenwart und Vergangenheit. Kvothe erzählt in der Gegenwart dem Chronicler in einem Inn irgendwo im Hinterland seine Geschichte. Und die hat es in sich: Als Kind fahrender Künstler erlebt Kvothe bis er 15 ist schon Dinge, die man keinem wünschen möchte. Die Eltern werden ermordert und der Sohn landet obdachlos auf den Straßen einer Großstadt. Aber natürlich kann er aus dieser Situation entkommen und schafft es, in die Universität aufgenommen zu werden.
Wie aber schon bei vielen anderen Figuren ist natürlich das Trauma des Elternmordes treibende Kraft und Motivation hinter den Handlungen der Hauptfigur. Kvothes Eltern sind einer Gruppe mythischer Wesen zum Opfer gefallen, die es nun zu finden gilt. Rache ist eben doch immer wieder eine starke Kraft.
Das meine ich
Patrick Rothfuss' Debüt "The Name of the Wind" ist eine unterhaltsame Erzählung, die ihre guten und schlechten Seiten hat. Während Rothfuss' Stil wirklich gut ist und seine Sprache vielfältig und lebendig daher kommt, ist die Plotstruktur weniger ansprechend gestaltet. Kvothes Geschichte in der Ich-Perspektive scheint Rothfuss mehr zu liegen als die eingeschobenen Kapitel der Rahmenhandlung, die dann in 3. Person geschrieben sind. Für den Fortgang der Handlung erscheinen einige dieser Kapitel nicht wichtig, diskutiert doch hier die Hauptfigur nur nebensächliche Aspekte ihrer Geschichte. Insofern lenken sie von der eigentlich interessanten Erzählung ab und stören den Lesefluss. Kvothes Geschichte selbst ist an mancher Stelle langatmig und zu ausgedehnt, um wirkliche Spannung aufkommen zu lassen, insgesamt aber interessant genug, um das Buch nicht so leicht aus der Hand zu legen.
Mit Kvothe hat Rothfuss eine Hauptfigur geschaffen, die man lieben und hassen kann. Die interne Fokussierung (Ich-Autor-Perspektive) lässt uns an allem teilhaben, was in Kvothe von Statten geht - so auch an seiner gelegentlichen maßlosen Selbstüberschätzung und vor allem an seiner Ignoranz in Bezug auf so einige weltliche Dinge. Rothfuss hat Kvothe mit einigen Eigenschaften ausgestattet, die man auch aus anderen Büchern verwandter Genres schon kennt.
Negativ fällt auf, dass Frauen bei Rothfuss keine sonderlich eigenständige Rolle spielen und immer dann auftauchen, wenn sie als Helferin oder nettes Beiwerk gebraucht werden. Denna ist eine anstrengende Figur und Rothfuss' Versuch, sie geheimnisvoll und tiefgründig erscheinen zu lassen, sind leider etwas fehlgeschlagen. Die Beziehung zu Kvothe ist auch nicht sehr vielversprechend - eine fesselnde Liebesgeschichte sieht anders aus. Hoffen wir, dass sich dieser Umstand im zweiten Band noch ändert.
Negativ fällt auf, dass Frauen bei Rothfuss keine sonderlich eigenständige Rolle spielen und immer dann auftauchen, wenn sie als Helferin oder nettes Beiwerk gebraucht werden. Denna ist eine anstrengende Figur und Rothfuss' Versuch, sie geheimnisvoll und tiefgründig erscheinen zu lassen, sind leider etwas fehlgeschlagen. Die Beziehung zu Kvothe ist auch nicht sehr vielversprechend - eine fesselnde Liebesgeschichte sieht anders aus. Hoffen wir, dass sich dieser Umstand im zweiten Band noch ändert.
Alles in Allem
"The Name of the Wind" ist ein recht ordentlicher Debütroman mit sehr gelungener Sprache und weniger gelungener Erzählstruktur. Die Geschichte macht Lust auf eine Fortsetzung, in der hoffentlich einige der vielen offenen Fragen geklärt werden.
"The Name of the Wind" ist ein recht ordentlicher Debütroman mit sehr gelungener Sprache und weniger gelungener Erzählstruktur. Die Geschichte macht Lust auf eine Fortsetzung, in der hoffentlich einige der vielen offenen Fragen geklärt werden.
Getaggt: 11 Fragen zum Lesen
118. Juni 2013 von Unknown
Charlyne von Lieber Lesen stellt hier 11 Fragen zum Lesen an Blogs mit weniger als 200 Followern. Ich gehöre dazu auch und beantworte gern ihre Fragen.
1. Buch oder E-Book?
Beides. Vor allem auf Reisen ist ein E-Book sehr sehr praktisch. Trotzdem kann es gedruckte Bücher nicht ersetzen, vor allem wenn es sich um antiquarische Ausgaben mit eigener Geschichte handelt.
2. Welches Buch hat dich bisher am meisten bewegt?
Virginia Woolfe: "Orlando". Es ist ein wirklich cleveres Buch, von vorn bis hinten. Und auch die Verfilmung mit der großartigen Tilda Swinton kann dabei mithalten.
3. Welches Buch hat dich am meisten überrascht?
Das ist eine schwierige Frage. Vielleicht Michael Kumpfmüllers "Die Herrlichkeit des Lebens", das mich dazu gebracht hat, es doch noch einmal mit Kafka zu probieren.
2. Welches Buch hat dich bisher am meisten bewegt?
Virginia Woolfe: "Orlando". Es ist ein wirklich cleveres Buch, von vorn bis hinten. Und auch die Verfilmung mit der großartigen Tilda Swinton kann dabei mithalten.
3. Welches Buch hat dich am meisten überrascht?
Das ist eine schwierige Frage. Vielleicht Michael Kumpfmüllers "Die Herrlichkeit des Lebens", das mich dazu gebracht hat, es doch noch einmal mit Kafka zu probieren.
4. Kannst du lesen wenn der Fernseher nebenbei läuft?
Nein, das kann ich nicht. Ich befinde mich allerdings auch kaum in dieser Situation, denn ich selbst besitze gar keinen Fernseher. Auch sonst kenne ich nur sehr wenige Menschen, die noch einen haben. Musik nebenbei stört mich weniger. Am besten liest es sich in der konzentrierten Stille einer Bibliothek.
Nein, das kann ich nicht. Ich befinde mich allerdings auch kaum in dieser Situation, denn ich selbst besitze gar keinen Fernseher. Auch sonst kenne ich nur sehr wenige Menschen, die noch einen haben. Musik nebenbei stört mich weniger. Am besten liest es sich in der konzentrierten Stille einer Bibliothek.
5. Wie sehen deine Bücher nach dem Lesen aus? Zerknickt oder wie neu?
Benutzt. Taschenbücher bekommen meistens eine Lesefalte im Buchrücken. Gebundene Ausgaben sehen sehr gut aus, denn der Schutzumschlag bleibt zuhause. Das ist der einzige Teil an diesen Büchern, der mir gern kaputt geht.
6. Welches Buch ist dein größter Schatz und warum?
Eine handsignierte Ausgabe von "Joseph und seine Brüder" des lettischen Dichters Janis Rainis aus der Schweiz. Das Stück an sich ist nicht weltbedeutend und auch der Autor dürfte außerhalb seines Heimatlandes kaum bekannt sein, aber für jeden, der sich mit baltischer Literatur beschätigt ist das schon etwas Besonderes.
7. Du darfst nur drei Dinge mit auf eine einsame Insel nehmen. Is ein Buch dabei und wenn ja welches?
Ja, natürlich. Falls es länger dauert auf der Insel würde ich wohl einen dicken Wälzer mitnehmen, den ich sonst nie schaffen würde - Leo Tolstois "Krieg und Frieden" wäre hier eine Variante. Aller-dings wäre es doch viel cleverer einen vollen E-Reader mitzunehmen. ;)
8. Liest du eher schnell oder langsam?
Das hängt von der Sprache und dem Inhalt des Buches ab. Ich lese einen lettischen Roman oder ein anspruchsvolles Buch langsamer und konzentrierter als einen englischen oder deutschen Unterhaltungsroman.
9. Was bringt dich beim Lesen eines Buches zum Weinen?
Geweint habe ich beim Lesen noch nie. Dafür habe ich schon einmal ein Buch wütend gegen die Wand geworfen, nur um es später reumütig wieder vom Boden aufzusammeln und weiterzulesen. Ich lache häufig, ich fühle mit, aber weinen kann ich darüber nicht.
10. In welche Buchwelt würdest du gern schlüpfen?
William Makepeace Thackeray: "Vanity Fair". Beide weiblichen Hauptfiguren haben mich auf ihre Weise wütend gemacht und beiden könnte ich dann meine Meinung sagen.
11. Träumst du davon, später eine Art Bibliothek zu besitzen oder einen begehbaren Bücherschrank? Oder auch etwas ganz anderes?
Oh ja, schon sehr lange. Ein eigener Raum nur für die Bücher, dazu einen Sessel oder eine Chaiselounge, daneben eine Leselampe - mehr braucht gar nicht darin zu stehen.
Und auch von mir gibt es 11 Fragen. Die Regeln dazu sind einfach: 1. Den Tagger verlinken, 2. Fragen beantworten, 3. Neue Fragen stellen und 4. 10 Blogs mit weniger als 200 Followern taggen und es ihnen mitteilen. Die letzte Regel ändere ich etwas ab und lade jeden ein, der möchte, meine Fragen zu beantworten und mir eine kurze Notiz zu hinterlassen. Ich freu mich auf eure Antworten!
1. Welches Buch wolltest du schon immer lesen und hast es noch nicht getan?
2. Wie viele Bücher nimmst du aus einer Bibliothek bei einem Besuch mit?
3. Sachbücher oder fiktionale Literatur?
4. Was ist eigentlich schöner? Taschenbuch oder gebundene Ausgabe?
5. Welches Buch hat ein schönes Cover, aber einen schlechten Inhalt?
6. Gibt es in deiner Stadt einen Bücherbaum, aus dem man Bücher mitnehmen oder hineinstellen kann?
7. Führst du eine Leseliste für das ganze Jahr?
8. Wie stehst du zu Fortsetzungen abgeschlossener Romane durch andere Autoren? (z.B. "Scarlett" als Fortsetzung zu "Vom Winde verweht")
9. Hast du schon mal Fan Fiction verfasst?
10. Welches Buch der modernen Literatur hältst du für völlig überbewertet?
11. Und welches hat mehr Aufmerksamkeit verdient?
11. Und welches hat mehr Aufmerksamkeit verdient?
Kategorie Tag
Geknipst: 12 von 12 im Juni
0von Unknown
Guten Morgen! Erstmal Kaffee und etwas zum Lesen...
....Schachtelhalme ziehen....
Vorpommern, du Land ohne Menschen....
Lecker! Mittagessen.
Viel zu warm heute. Beim Treffen auf ein Eis gleich mal die Füße ins Wasser halten.
Wäschetag: Monatliche Bettwäsche/Handtücher. Auch Panda muss sauber werden. Na, für 2 € kann man das wohl erwarten.
Ach ja, studieren muss ich auch noch. Also wieder lesen...
...ein bisschen Handarbeit könnte ablenken ...
Nee, das ist mir zu viel Ablenkung. Muss aber auch gemacht werden.
Mehr Beiträge gibt es bei Draußen nur Kännchen! zu bestaunen.
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